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Das Geheimnis des Ölens einer Blockflöte

Generationen von Eingeweihten und Wissenden haben über die Jahrhunderte das geheime Wissen über das richtige Ölen einer Blockflöte weitergegeben. Zuerst mündlich. Später notierten die Weisen die für Blockflöten so lebenserhaltenden Schritte auf edlen Materialien und lagerten sie in geheimen Bereichen ihrer Schreibstuben und Bibliotheken.

So kommt es uns oft vor, wenn über das Ölen einer Blockflöte gesprochen wird. Hier nähern wir uns geheimstem Wissen.
Nein. Sicher nicht! Ölen ist ganz einfach und Deine Blockflöte braucht das Öl, um Dir lange Jahre und Jahrzehnte Freude zu bereiten.


Wir lüften das Geheimnis

Es ist spannend

Diese Werkzeuge brauchst Du

Das Schöne am Ölen einer Blockflöte ist, dass die Arbeiten keine teuren Spezialwerkzeuge erfordern und richtig Spaß machen.
Die Pflegearbeiten können zum Beispiel am Küchentisch ausgeführt werden.
Das Öl - das Wichtigste
In 90% der Fälle verwendest Du am besten ein pflanzliches Öl. Es sollte frei von Schadstoffen sein, da auch der Schnabel eingeölt wird, der  an Deinem Mund liegt. Süßes Mandelöl und Leinöl sind hierfür am besten geeignet. Zu den Unterschieden erfährst Du später mehr.
Werkzeuge zum Auftragen
Hier bieten sich besonders Wischerstangen aus Holz oder Plastik an, in deren Öse ein Stück Küchenpapier eingefädelt wird. Auf dieses Papier geben wir einige Tropfen Öl und tragen damit das Öl auf. Kleine Bürsten oder Pinsel sind weitere praktische Helfer zum Auftragen des Öls.
Arbeitsplatz und Reinigung
Ein altes Handtuch als Unterlage zum Arbeiten und Ablegen des Instruments, einen Teller zum Abstellen, damit das Öl in Ruhe einziehen kann und einige Blätter Küchenpapier zum Abwischen überflüssigen Öls. Damit ist der Arbeitsplatz zum Ölen perfekt eingerichtet.

Gründe dafür

Ölen oder nicht – eine blockflötistische Gretchenfrage. Wie auch immer: Von Seiten der Blockflötenhersteller erhalten pflegebereite Blockflötenspielerinnen und Blockflötenspieler, die Ihrer Blockflöte etwas Gutes tun wollen, nicht unbedingt eindeutige Handlungsanweisungen.
Noch immer differieren die Pflegeanleitungen unterschiedlicher Herstellerinnen und Hersteller mitunter so stark, dass es zu regelrecht widersprüchlichen Aussagen zu diesem Thema kommt.
Aber eigentlich ist die Sache ganz einfach: Holzblockflöten sind in der Regel gerade an den Oberflächen, wo sie beim Spielen der Feuchtigkeit ausgesetzt sind, nicht lackiert.

Das betrifft vor allem die Oberflächen der Innenbohrung, der Labiumfläche und -kante sowie die Schenkel seitlich und oberhalb des Fensters. Von der beim Spielen entstehenden Feuchtigkeit ist natürlich der Windkanal (Oberbahn und Block) besonders betroffen, den wir aber gesondert betrachten müssen, wie wir noch sehen werden.

Wie reagiert nun das Holz, wenn es immer wieder durchnässt wird?
Ursprünglich war die Oberfläche glatt und wasserabweisend – die feinen Poren des Holzes waren durch seinen natürlichen Fettanteil oder durch die Behandlung mit Öl oder Paraffinwachs dicht geschlossen.

Infolge der Feuchtigkeit und unterstützt durch häufiges Auswischen (das durchaus nicht verkehrt ist) laugt die Holzoberfläche jedoch nach und nach immer stärker aus: Die stabilisierenden und wasserabweisenden Substanzen werden herausgelöst, die Oberfläche wird rau, „wattig“ und bekommt einen sichtbaren grauen Schimmer. Was ein solcher Zustand des Holzes für den Klang der Blockflöte bedeutet, ist leicht vorstellbar, wenn man sich vor Augen hält, wie wichtig glatte, saubere Oberflächen für die Klangqualität sind!

Die Erfahrung zeigt auch, dass manche Flöte, die uns wegen klanglicher Mängel eingeschickt wurde, nichts anderes brauchte als eine ordentliche „Ölung“!

Wie oft sollten Blockflöten geölt werden?

Jedes Holz ist schon von Natur aus unterschiedlich ausgestattet – jede Flöte wird unterschiedlich stark belastet: Deshalb kann keine Regel angegeben werden, wie oft eine Blockflöte geölt werden sollte. Weichere Hölzer brauchen mehr, härtere weniger Öl. Eifrige Spieler werden auch eifriger ölen müssen als wenige eifrige. Kurz: Es ist wichtig, dass wir aufmerksam sind und unser Instrument gut beobachten. Dann fällt es nicht schwer zu erkennen, wann die Flöte geölt werden will.

Wenn es erst einmal zu solch ausgelaugten Flächen gekommen ist, wie oben beschrieben, dann schreit das Holz förmlich danach, geölt zu werden – so weit sollte man es nicht kommen lassen. In der Regel dürfte eine Blockflöte etwa zweimal im Jahr geölt werden. Wichtiger als solche Zahlen ist es, dass Du den „Öl-Stand“ deiner Flöte regelmäßig überprüfst und entsprechend darauf reagierst. Dann ist es Zeit einen Platz zum Ölen vorzubereiten und das Instrument zu pflegen

Womit ölen?

Wir unterscheiden zwei Arten von Ölen:

  • pflanzliche Öle (Leinöl, Olivenöl, Mandelöl etc.)
  • mineralische Öle (Nähmaschinenöl etc.)

Die mineralischen Öle benötigen wir nur für Instrumente mit Klappenmechanik. Sie härten nicht aus, und halten so die Klappen funktionsfähig. Die pflanzlichen Öle hingegen härten – bedingt durch ihre chemische Beschaffenheit – unterschiedlich schnell aus. Sie sind für den Schutz des Holzes hervorragend geeignet, da sie sich beim Aushärten im Holz verankern und einen festen, schützenden Film bilden. Bei einer Klappenmechanik hingegen wäre dieses Festwerden geradezu fatal: Die Klappe würde sich danach keinen Millimeter mehr bewegen. Daher nie pflanzliche Öle auf Klappenmechaniken auftragen!!! Das traditionelle Öl für Holzblasinstrumente ist Leinöl, das ja auch in anderen Bereichen der Holzpflege eine wichtige Rolle spielt (z.B.: Möbelbau). Allerdings wird sein Geruch von einigen Menschen als unangenehm empfunden. Als Alternative empfehle ich daher für das Ölen zuhause: süßes Mandelöl.

Was wird geölt?

Grundsätzlich gilt, dass außer Block und Windkanal alle Teile der Flöte geölt werden. An dieser Stelle müssen wir uns noch einmal an die Funktion des Ölens überhaupt erinnern: Öl macht die Holzoberfläche wasserabweisend, d.h. Wasser dringt nicht ein, sondern perlt in kleinen Tröpfchen ab. Das tut allen Teilen der Flöte gut – außer dem Windkanal und dem Block! Im Windkanal (vor allem auf der Blockoberfläche) stören schon die kleinsten Wassertröpfchen (Heiserkeit!). Deshalb muss die Oberfläche des Blockes möglichst fettfrei sein. 

Als Mittel gegen „Heiserkeit“ der Blockflöte verwenden wir Antikondens, das mögliche Fettreste im Holz herauslöst und eine Tröpfchenbildung des Wassers verhindert wird. Wenn nun versehentlich doch etwas Öl an den Block gekommen ist, ist das in der Regel auch kein Beinbruch. Kleinere Ölmengen waschen sich beim weiteren Spielen wieder heraus. Im schlimmsten Fall neigt die Flöte vielleicht einige Tage etwas zur Heiserkeit – dagegen hilft dann eine Behandlung mit Antikondens. In schlimmeren Fällen findet das Team unserer Werkstatt eine Lösung.

Instrumententeile mit Klappen ölen

Sollten sich Klappen an einem der Instrumententeile befinden, dann ist es wichtig, dass die beweglichen Verbindungen der Klappen und die Polster auf keinen Fall mit den pflanzlichen Ölen in Berührung kommen. Das Polster, welches das Tonloch zuverlässig abdichten soll, besteht aus Leder mit einer Filzfüllung. Die Polster sollen Fingerkuppen nachahmen, und diese sind flexibel. Wenn sich nun das Leder und der Filz mit den pflanzlichen Ölen vollsaugen und diese dann im Polster aushärten, ist es mit der Dichtfähigkeit des Polsters vorbei. Das Polster muss ausgetauscht werden.
Zum anderen kann das aushärtende Pflanzenöl die mechanische Beweglichkeit der Klappe nachteilig beeinflussen. An Klappen dürfen nur mineralische Öle zum Einsatz kommen. 

Wie ölst Du am sichersten ein Stück mit Klappen?

Eine schnelle und einfache Möglichkeit, die Klappen beim Ölen zu schützen, besteht darin, sie sorgfältig mit Frischhaltefolie zu umwickeln. Jede Klappe benötigt nur eine kleine Menge. Decke die Klappenpolster, und alle Teile der Klappenmechanik so vollständig es geht ab. Es ist wichtig, dass kein pflanzliches Öl die Klappenmechanik berührt und dort trocknet. Die Folge wäre, dass sich - wenn das Öl ausgehärtet ist -  die Klappe nicht mehr bewegen. Oder nur sehr langsam und unzuverlässig. Sollte Dir das passiert sein, kontaktiere uns einfach. Unser Werkstattteam sorgt dafür, das es wieder "klappt" mit der Klappe.

Ölen des Fußstücks

Ölen des Mittelstücks

Ölen des Kopfstücks

Abwischen lackierter Flächen

Lackierte Instrumente wischen wir vor der Ruhephase mit einem trockenen, sauberen Tuch ab, damit keine Ölreste auf dem Lack stehen bleiben.
Auf dem glatten Lackuntergrund härtet das Öl besonders schnell aus und kann dann nur sehr schwer entfernt werden. Sollte es Dir doch einmal passieren, dass Deine Flöte klebende Ölspuren auf der Oberfläche bekommen hat - keine Sorge. In unserer Werkstatt bekommen wir auch dieses Problem gelöst. Besser ist es aber die lackierten Stücke gewissenhaft abzuwischen.

Die Ruhephase - das Einziehen des Öls

Bis jetzt hast du konzentriert und gewissenhaft für das Wohl Deiner Blockflöte gearbeitet. Jetzt arbeiten Holz und Öl für Dich. Du kannst du die Teile der Blockflöte für mehrere Stunden unbeaufsichtigt stehen lassen, damit das Öl in Ruhe in die offenen Poren des Holzes einziehen kann.

Trockenwischen

Das ist der Moment, in dem es sich zeigt, ob die Blockflöte das Öl überhaupt nötig hatte: Wenn die aufgetragene Ölmenge  immer noch satt auf der Holzoberfläche steht, dann ist dies ein Indiz dafür, dass das Holz kein Öl aufgenommen hat – und somit auch gar keines brauchte. Geschadet hat die Anwendung dem Instrument aber nicht. Wir wissen jetzt aber, dass wir uns mit dem nächsten Ölen etwas Zeit lassen können. Ein guter  optischer Indikator für den "Öl-Stand" des Holzes ist ein leichter Graustich der Maserung. Wenn Du solche Stellen an Deinem Instrument entdeckst, dann sagt Deine Blockflöte: Ich brauche bitte Öl!

Wenn hingegen das Öl bereits in kurzer Zeit restlos aufgesaugt wurde, dann können wir uns gleich vornehmen, die Blockflöte in den nächsten Wochen noch einmal zu ölen. In jeden Fall wird alles noch nicht eingezogene Öl mit einem sauberen Lappen sorgfältig weggewischt. Dieses Trockenwischen darf nicht vergessen werden, da überflüssiges Öl zu einem hässlichen, klebrigen Film aushärtet, der nur sehr mühsam wieder entfernt werden kann! Das gilt besonders für die Tonlöcher: Hier dürfen keine Ölreste stehen bleiben, da sie aushärten und die Stimmung verändern würden!

Wann darf es weitergehen?

Wann dürfen wir nun wieder loslegen und spielen? Am besten lassen Sie das Instrument nun noch ca. 24 Stunden ruhen. In dieser Zeit kann das Öl noch weiter eindringen und - je nach Ölsorte - aushärtet. Wenn Du deine Flöte schon früher spielen möchtest – dann spiele. Dem Instrument schadet es nicht. Es ist besser, wenn Du deine Flöte immer mal wieder ein wenig zwischendrin ölst, als nur einmal im Jahr eine große Ölaktion zu veranstalten und am Ende vielleicht zu wenig zu ölen.
Achtung: Wenn Du deine Flöte trockenreibst, solltest Du bedenken, dass nicht ausgehärtete Ölreste am Wischer oder dem Tuch kleben können (siehe Gefahrenhinweis).

Achtung - Selbstentzündung

Ganz wichtig, wenn Du Leinöl verwendest! Beachte bitte, dass Leinöl selbstentzündlich ist (speziell in Tüchern!) Auf keinen Fall Tücher oder den Wischer, die Du benutzt hast, unbeobachtet liegen lassen. Wir Flötenbauer handhaben es so: Wir tauchen den alten Wischer oder Lappen in Wasser – also wir löschen, bevor es brennt, oder verschließen die mit Öl kontaminierten Hilfsmittel luftdicht in einem Glas. So ersticken wir das Feuer im Keim, da wir die Sauerstoffzufuhr unterbrechen. Erst wenn das Öl vollständig ausgehärtet ist (der Öl-Lappen oder der Wischer ist dann richtig fest geworden), ist auch die Gefahr gebannt. Erst dann solltest Du die Öl-Lappen in den Müll werfen. Den Ölpinsel oder -wischer können Sie wiederverwenden, wenn Sie ihn mit viel Spülmittel und heißem Wasser gründlich von allen Ölresten befreien.

Meine Empfehlung ist es, zum Abwischen Küchenpapier zu verwenden. Das kann gefahrlos in der Toilette entsorgt werden kann. 
Tipp 2: Zuhause und im privaten Bereich halte ich süßes Mandelöl für die bessere Wahl.

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